14. Juli 2014
So, ich bin - auch im übertragenen Sinne - wieder zu Hause angekommen. Ich stehe morgens nicht mehr um 6 Uhr auf, schiele nicht mehr nach dem Wetter, sorge mich nicht mehr um das nächste Nachtquartier, esse seit mehr als einer Woche keine Pizza und kein Eis und schwitze nicht mehr. Alles irgendwie komisch! Mein zweites Enkelkind Mattea ist inzwischen zehn Tage alt, Deutschland seit gestern Fußballweltmeister und ich stelle fest, in meinem Bett ruht es sich sehr gut. Ich hatte nun einige Tage...
03. Juli 2014
Die Stimmung beim Frühstück ist gedrückt. Für alle ist heute richtig Schluss mit dem Pilgerdasein, nur ich habe noch eine kleine Galgenfrist. Die meisten machen sich gleich auf zum Bahnhof Termini, um mit Zügen zum Flugplatz oder direkt nach Hause zu fahren. Zu ihnen gehört auch Antonella, die es bis zu ihrer Heimatstadt Lucca gar nicht so weit hat. Marion trifft sich gleich am Bahnhof mit ihrem Mann und gemeinsam gönnen sie sich noch drei Tage in Rom. Für Antonella und Marion war es...
02. Juli 2014
Uff! Je nachdem, wie man so drauf ist, ist ja nichts anstrengender als so ein Städtetripp. Und im Prinzip mache ich jetzt ja nichts anderes. Mit einem Unterschied wohl: Der Otto-Normal-Tourist holt sich nicht in der Sakristei des Petersdoms ein Testimonium für die erfolgreiche Abwicklung seines Besichtigungsprogramms von Rom ab. Das ist nun glücklicherweise immer noch den Pilgern vorbehalten. So gehen Marion, Antonella und ich nach einem unglaublich späten Frühstück (8 Uhr!) von...
01. Juli 2014
Die Nacht ist kurz. Um 1 Uhr liegen Pino und ich nach der WM-Übertragung Deutschland : Algerien erst in unseren Betten. Ich finde das nicht in Ordnung, dass "unsere Jungs" es so spannend machen und über die Verlängerung gehen mussten. Ich wäre gerne eher ins Bett gegangen. Außerdem muss ich nach diesem Spiel erstmal wieder auf normale "Betriebstemperatur" kommen, damit an Schlafen überhaupt zu denken ist. Dann schlägt der Handywecker schon um 5.30 Uhr Krawall. So früh wie möglich...
30. Juni 2014
Die, die nicht geflüchtet sind, haben die Übernachtung mit der höchst grenzwertigen Hygiene anscheinend gesund überlebt. Am frühen Abend kamen noch zwei Pilger an und es hat mich überrascht, dass jeder glaubte, noch eine einigermaßen vertretbare Matratze gefunden zu haben. Danielas und Pinos kleine Geschichte ist auch ganz nett. Beide trafen sich an einer Bushaltestelle in Viterbo. Daniela, eine junge Italienerin, ist schon länger auf der Via Francigena unterwegs, musste aber aus...
29. Juni 2014
Noch drei Wandertage habe ich vor mir, dann ist das Abenteuer Via Francigena vorbei. Ich habe ein Kribbeln im Bauch. Warum? Vorfreude auf die Ewige Stadt? Ein wenig Betrübtheit, weil es bald vorbei ist? Freude auf zu Hause? Wahrscheinlich von allem etwas. Bestimmt kribbelt es aber auch, weil heute der ausgerechnete Geburtstermin meines zweiten Enkelkindes ist. Oder wartet es, bis Opa wieder zu Hause ist? Jedenfalls hat der Vater, mein Sohn Julian, sich auch nie so genau an Termine gehalten,...
28. Juni 2014
Gestern Abend kam noch ein Schweizer Ehepaar ins Kloster. Für das gemeinsame leckere Abendessen, das uns die Nonnen wiedermal servierten, kamen sie zu spät, aber auch für sie war noch was übrig. Beim Frühstück hörten Antonella, Marion und ich dann ihre kleine Geschichte. Rienzo und Grit kommen aus der Nähe von Martigny im Kanton Wallis an der Via Francigena, dort, wo es das Bernhardinermuseum gibt. Von dort aus haben sie sich auf ihre "Schongang"-Pilgerreise begeben, d.h. sie sind jeden...
27. Juni 2014
Was macht man, wenn man das WM-Spiel Deutschland : USA sehen will, in zehn Minuten ist Anstoß und im Fernsehen der Bar, die nahe bei der Unterkunft liegt, wird es nicht übertragen? Man wird schnell! Wie ein Wiesel hastete ich gestern am frühen Abend durch Viterbos Gassen, graste eine Bar nach der anderen ab, aber immer nur, um ein bedauerndes Kopfschütteln zu ernten. Dazu muss man wissen, dass im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Italiens nur ein Spiel pro Spieltag übertragen wird, alle...
26. Juni 2014
So reichhaltig und schmackhaft das Abendessen gestern bei den Benediktinerinnen in Montefiascone auch war, das Frühstück ist wieder spartanisch. Sechs kleine Scheiben trockenes Weißbrot, eine Tüte mehr als trockener Zwieback, ein wenig Marmelade, eine halbe Thermosflasche Kaffee - für Marion, Antonella und mich. Sie kennen es halt nicht anders. Schon jetzt male ich mir aus, wie so ganz anders mein Frühstück in zehn Tagen aussehen wird. Aber ich muss ganz schnell damit aufhören, das...
25. Juni 2014
In den Klöstern Italiens werden zumindest in einer Hinsicht unterschiedliche Verfahrensweisen angewandt. In den einen werden die Pilger so auf die Mehrbettzimmer verteilt, wie sie ankommen, egal ob Mann oder Frau, in den anderen wird streng nach Männlein und Weiblein getrennt. Nur Ehepaare (mit Ringen an den Fingern!) bekommen bei den letzteren, wenn sie Glück haben, ein Doppelzimmer. Mir soll das ja alles herzlich egal sein, ich will es nur verstehen. So schlafe ich in der Nacht mit Marion...

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